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Naikan ist eine aus Japan stammende Methode der Selbstreflexion. Ihre Wurzeln reichen bis zum historischen Buddha zurück. Sie wurde von Ishin Yoshimoto (1916-1988, nebenst. Foto) in eine neutrale, religionsunabhängige Form gebracht, was ihrem eigentlichen Wesen als spirituelle Übung aber nicht entgegensteht.
Beim Naikan stellt man sich – möglichst ohne Bewertungen – gegenpüber einer konkreten Person und einem konreten Zeitraum die Fragen:
Wer tägliches Naikan übt, kennt die Erfahrung, dass es mit der Zeit
langweilig wird sich gegenüber immer den gleichen Personen in immer den gleichen Zeitintervall zu prüfen. Es sind häufig die gleichen Erinnerungen, die wiederkehrend aufsteigen und das Üben zäh werden lassen. Die Bemühungen sich aufzuraffen kostet zunehmend mehr Kraft.
In diesem Zusammenhang habe ich eine interessante Beobachtung gemacht. Wie Nagashima in seinem Artikel beschrieben hat, gibt es tatsächlich sehr viele Beweggründe Naikan zu üben. Es können vielfältige Fragestellungen hinsichtlich der Wünsche, Ängste und Bedürfnisse sein, die den Übenden bewegen und vorantreiben.
Für die Praxis ist es völlig unbedeutend aus welcher Richtung der Antrieb zum üben kommt, ob es spirituelle oder weltliche Beweggründe sind. Bezeichnenderweise - so meine Beobachtung - scheinen sich die Erinnerungen, die während der Übung aufsteigen, nach der inneren Fragestellung zu richten, die dem Naikanübenden als Antrieb für die Praxis dienen. Bewegt den Praktizierenden eine Fragestellung bezüglich der eigenen Partnerschaft steigen zum Beispiel im Erinnerungszeitraum von 6-10 Jahren gegenüber der Mutter bestimmte Erinnerungen auf. Stellt er sich innerlich eine andere Frage, möglicherweise bezüglich einem physischen oder psychischen Leiden tauchen für den gleichen Zeitraum gegenüber der gleichen Person ganz andere Erinnerungen auf.
Das fand ich sehr bemerkenswert, denn indem man die innere Fragestellung von Zeit zu Zeit wechselt, ist es möglich, die Naikanübung dauerhaft interessant zu gestalten. Naikan führt zu tiefer Selbst-Erkenntnis - so oder so - und mit dieser Methode kann der Übende den Prozess für sich noch lebendiger gestalten.
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